Die Digitalisierung braucht deutlich mehr Frauen

Weniger als dreißig Prozent der Angestellten in der Digitalbranche sind Frauen; bei den Selbstständigen und Gründungen sind es sogar nur elf Prozent. Dieser niedrige Frauenanteil hat sich seit zehn Jahren kaum verändert. Gleichzeitig sind derzeit nur 12,4 Prozent der Informatik-Professuren mit Frauen besetzt. Auch hier stagniert der Frauenanteil seit fünf Jahren. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf meine schriftliche Frage hervor.

Der erschreckend niedrige Frauenanteil in der Digitalbranche hat sich in den letzten zehn Jahren regelrecht zementiert. Damit dürfen wir uns nicht länger abfinden. Die Bundesregierung unterschätzt das Problem von zu wenigen Frauen im IT-Bereich derzeit massiv und hat offensichtlich keine neuen Ideen, wie sie den Frauenanteil in der Digitalbranche erhöhen kann. Das seit zehn Jahren existierende Professorinnenprogramm und der Girls Day reichen ganz offensichtlich nicht aus, um mehr Frauen in die Hörsäle, Forschungszentren und IT-Unternehmen zu bekommen.

Eine Zukunftsbranche wie die Digitale darf nicht länger eine Männerdomäne bleiben. Dafür brauchen wir jetzt einen gemeinsamen Kraftakt von Politik und Wirtschaft. Egal ob IT-Sicherheit, Software-Entwicklung oder künstliche Intelligenz – auf den wichtigen Input der Frauen können wir in diesen gesellschaftlich wichtigen Bereichen nicht verzichten.

Wie wichtig eine diverse Digitalbranche ist, in der die Programme nicht nur von Männern sondern auch von Frauen erdacht und entwickelt werden, zeigen Beispiele von Sprachassistenten, die Frauenstimmen nicht verstehen, Einstellungssoftware, die nur Männer befördert oder Gesundheits-Apps, die in der Mehrheit auf männliche Körper ausgerichtet sind. Dabei liegt gerade in der digitalen Entwicklung die Chance, diskriminierende Strukturen der analogen Welt zu erkennen und zu überwinden.

Eine Staatsministerin für Digitalisierung macht noch keinen IT-Sommer für Frauen. Die Bundesregierung muss endlich handeln und noch in dieser Legislaturperiode breit und auf Dauer angelegte Förderprogramme für Frauen in der Informatik und der Digitalbranche auflegen. Dazu gehören unter anderem spezifische Angebote für Mädchen und Frauen in Schule und Hochschule. Ein Hochschulwettbewerb um die besten Angebote speziell für Studentinnen könnte jungen Frauen zeigen: Ihr werdet für diesen Zukunftsbereich gebraucht.

Darüber berichtete auch der Tagesspiegel.